Besiedlung im Mittelalter
Die Besiedlung des Braunauer Ländchens
Das Gebiet des Braunauer Landes war bis ins 13. Jahrhundert von nahezu undurchdringlichem Wald bedeckt. Das Grenzgebirge bildete einen natürlichen Schutzwall gegen feindliche Einfälle in das Innere Böhmens und war Teil des Grenzwaldes, auch Markwald genannt, der dem Landesfürsten von Böhmen gehörte. Ortsnamen wie Buchwaldsdorf, Birkigt und Mohren, das auf einen Ahornwald deutet, verweisen noch darauf. Nur an den Flüssen Steine und Mettau mögen vereinzelt schmale Wiesenstreifen gelegen haben.
Die Voraussetzung für den Beginn einer richtigen Besiedlung des Braunauer Landes war die Schenkung des böhmischen Königs Ottokar I. Přemysl im Jahre 1213 an das Stift Břevnov bei Prag, bestätigt 1229 durch seinen Sohn König Wenzel I. In der Schenkungsurkunde wurden dem Stift das Braunauer Land und Teile aus dem Friedländischen Bereich, als "erschreckend wüst" bezeichnetes Gebiet, zum ewigen Besitz überlassen. Die Erzabtei Brevnov, ein dem Hl. Adalbert geweihtes Benediktinerkloster, das dieser 993 als erstes Benediktiner Männerkloster in Böhmen gegründet und mit Mönchen aus dem bayerischen Kloster Niederaltaich besiedelt hatte, förderte die deutsche Besiedlung im Braunauer Ländchen und errichtete in Nordböhmen nahe der schlesischen Grenze im 13. Jahrhundert das Filialkloster und 1255 den Marktort Braunau als Zentrum der klösterlichen Grundherrschaft. Fortan bildete es die Doppelabtei Břevnov-Braunau.
Fotos: Barocke Klosterkirche St. Margarethen der Erzabtei Břevnov, 1709 im Auftrag von Abt Otmar Zinke durch Christoph Dientzenhofer und seinen Sohn Kilian Ignaz errichtet.
Etwa von 1250 bis 1270 setzte eine verstärkte Besiedlung vor allem durch Franken, Bayern, Sachsen und Thüringer auf dem Umweg über Schlesien ein. Viele Siedler waren Tuchmacher und kamen aus Schlesien, wohin ihre Vorfahren bereits aus Thüringen, der Niederlausitz und Flandern gekommen waren. Das kann man an dialektalen Einschüben des überwiegend schlesisch geprägten Stadtdialekts erkennen, die sich in den umliegenden Dörfern nicht finden. Die Siedler erhielten persönliche Freiheit und Freizügigkeit sowie ein ungehindertes Verfügungsrecht über den ihnen zugeteilten Besitz und ein Recht auf Selbstverwaltung, mussten dafür aber auch das Land urbar machen, d.h. vor allem die Wälder roden.
Kaiser Karl IV. verlieh dem Abt des Klosters 1348 dieselben Herrschaftsrechte, die auch die königlichen Städte Königgrätz und Glatz über ihre Untertanen hatten, die nach Magdeburger Recht gegründet wurden. Die Stadt wurde um einen großen viereckigen Markt- oder Ringplatz in der in Schlesien üblichen Form angelegt, von dem an den vier Ecken je ein Straßenpaar ausgeht, das sich am Ober- und Niedertor trifft. Über die Entstehung des seit 1331 nachgewiesenen Stadtwappens weiß die Sage zu berichten, dass die ersten ins Land gerufenen Siedler vom Sterngebirge in der Abenddämmerung ihre zukünftige Heimat und in ihr auf den blauen Fluten eines Teiches einen weißen Schwan gesehen hätten, über dem der Abendstern glänzte. Die Stadtfarben sind deshalb weiß und blau.
Die Besiedlung des Wekelsdorfer Gebietes
Das westlich von Braunau gelegene Wekelsdorfer Gebiet machte historisch eine eigenständige Entwicklung durch. Bis 1250 kann für den südlichen Teil eine geringe, weilerartige Besiedlung in einem waldreichen, wenig urbar gemachten Gebiet angenommen werden. Die späteren Dörfer in diesem und dem übrigen Teil des Wekelsdorfer Gebietes sind Reihendörfer mit Waldhufenflur, d.h. jeder Hof verfügte nicht nur über angrenzendes Ackerland, sondern auch über ein Stück Wald. Die Dörfer mit den von der Straße sich in langen Reihen erstreckenden Parzellen konnten sich über Kilometer erstrecken.
Die Waldhufen wurden von den böhmischen Adligen in Erbpacht an die deutschen Siedler vergeben, was durch Lokatoren, die meist aus dem niederen Adel stammten, organisiert wurde. Der weitaus größte Teil der Siedler kam von Landeshut über Friedland, von Schömberg und Grüssau aus dem schlesischen Raum bis in das Johnsdorfer und Wernersdorfer Gebiet. Die mundartlichen Besonderheiten der Schlesier sind bei diesen Siedlern gegenüber den Bewohnern des übrigen Braunauer Landes stärker ausgeprägt. Auch süddeutsche, und zwar bayerisch-ostfränkische Siedler, die über Böhmen und Mähren in diesen Raum gelangten, müssen sich an der Besiedlung dieser Gebiete beteiligt haben.
Die Geschichte des Wekelsdorfer Gebietes ist wegen der spärlich vorhandenen Urkunden aus dieser Zeit nicht leicht nachzuvollziehen. Erschwerend kam noch der häufige Wechsel des Besitzes durch Erbschaft, Heirat, Tausch, Kauf und Verkauf hinzu. Zwischen 1200 und 1250 tauchte in diesem Gebiet ein böhmisches Adelsgeschlecht auf, das einen Steigbügel im Wappen führte. 1362 wird Wekelsdorf erstmals schriftlich erwähnt. Das Gebiet reichte im Süden bis zum Drewitscher Bach und an die Mettau bis zur Einmündung des Bodischer Baches, diesem entlang bis zum Birkigter Bach. Die Grenze verlief dann weiter zwischen Ruppersdorf und Wiesen und dem Dobrohoster Bach nach Norden bis zur Steinequelle um Schömberg. Im Westen reicht das Gebiet bis zur Aupa, wo sich später auch der Herrensitz von Ryzmburk / Riesenburg befand. Der erste Herr, dessen Name als Besitzer dieses Gebietes genannt wurde, ist der Wladyke Bohuslav Sezema. Er hatte seinen Sitz in der Gegend von Starkstadt oder der Ryzemburk. Dass er bereits Herr des Landes war, beweist das Vererben und Aufteilen seines Besitzes auf seine drei Söhne Bohus, Rubin und Peter. Es entstanden durch die Aufteilung die Adersbacher, die Starkstadter, die Wekelsdorfer und die Wiesener Herrschaften. Die Wiesener Herrschaft ist 1434 durch Schenkung an den Abt von Braunau dem Klosterland eingefügt worden und sehr bald mit ihm verwachsen.
In der Zeit von 1359 bis 1371 ist Ritter Rubin von Zampach Besitzer der Starkstadter Herrschaft. Er baute eine feste Burg auf Katzenstein, die Skaly genannt wird. Dorthin verlegte er auch seinen Sitz. Im Jahre 1625 wurde die Herrschaft Skál in die Gutsherrschaften Starkstadt und Bischofstein aufgeteilt.
Erst ab 1850 bestand das Braunauer Land aus den Gerichtsbezirken Braunau und Politz, zu dem auch das Starkstadter Gebiet gehörte. Im Jahr 1894 wurden aus den beiden Bezirken das Wekelsdorfer, Adersbacher und Starkstadter Gebiet herausgelöst und ein eigener Gerichtsbezirk Wekelsdorf gebildet. Der politische Bezirk Braunau setzte sich dann aus den Gerichtsbezirken Braunau, Wekelsdorf und Politz zusammen, womit eine gemeinsame Verwaltungsgeschichte begann.