Das Raubschloss Althaus in Nieder-Adersbach
In alten Zeiten bestand Nieder Adersbach nur aus wenigen Häusern im dichten Wald. Auf dem Berge hinter dem ersten Haus sind noch Reste der alten Ritterburg „Althaus“ zu sehen, die einst von Räubern bewohnt gewesen sein soll.
An langen Winterabenden kamen die Leute von Nieder Adersbach zusammen, spannen Flachs, sangen Lieder und erzählten sich Gruselgeschichten. Unter den Spinnerinnen befand sich einmal auch eine junge Magd, die sich über diese Erzählungen lustig machte. Um ihren Mut auf die Probe zu stellen, wurde eine Wette ausgemacht: Die Magd solle um Mitternacht auf das Raubschloss gehen und zum Beweis, dass sie dort gewesen, ein Wäschestück mitbringen.
In der 12. Stunde machte sich die Magd auf den Weg. Aus den erleuchteten Fenstern des Schlosses drang ihr Gesang und Musik entgegen. Als sie näher kam, sah sie zwischen zwei Bäumen Wäsche auf eine Schnur gespannt. Schnell riss sie ein Stück ab und eilte davon. Dabei stieß sie unversehens mit einem Fuße an einen Stein, der sich löste und mit Gepolter den Abhang hinunterrollte.
Das hörten die Räuber, und einer eilte der Magd mit einem Beil in der Hand nach. Atemlos kam sie zu Hause an und konnte gerade durch die Haustür schlüpfen, als der Räuber das Beil nach ihr warf. Es blieb im Türpfosten stecken.
Die Magd hatte zwar die Wette gewonnen, von dem ausgestandenen Schrecken wurde sie jedoch schwer krank und starb nach wenigen Tagen. Das Beil aber soll man im Dorfe lange aufbewahrt haben.