Wekelsdorf (Markt) – Teplice nad Metují
Geschichte
Wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt des Gerichtsbezirkes Wekelsdorf war die Gemeinde Markt-Wekelsdorf.
Die Geschichte der Gründung und Entwicklung von Markt Wekelsdorf kann nur im Zusammenhang mit den sich unmittelbar anschließenden Gemeinden Ober- und Unter Wekelsdorf gesehen werden. Denn dieser Ort verdankt sein Ausmaß seiner im Jahre 1881 durchgeführten Trennung der 1850 errichteten Marktgemeinden Ober- und Unter Wekelsdorf in drei selbständige Gemeinden. Das am 19. März 1835 von Kaiser Ferdinand I. erteilte Privileg zur Abhaltung von drei Jahrmärkten und einem Wochenmarkt auf Leinwand, Garn und Flachs ist bei der Verwaltungsneuregelung des Jahres 1881 auf die Gemeinde Markt Wekelsdorf allein übergegangen.
Der Ort entwickelte sich zunehmend als beliebte Sommerfrische. Dabei wirkten die günstige Lage, eine schöne Umgebung und vor allem das Felsengebiet, die "Wekelsdorfer Felsenstadt", anziehend und werbend . Das Felsengebiet wurde erst durch einen Waldbrand 1824 entdeckt und anfangs der vierziger Jahre erschlossen. Es zog alljährlich Zehntausende von Touristen und Naturfreunden an. Der Eingang liegt nahe den beiden zur Gemeinde gehörigen Ortsteilen Stegreifen und Buchwaldsdorf und kann von der Ortsmitte auf bequemen und landschaftlich reizvollen Wegen erreicht werden. Als größte Merkwürdigkeit der Felsen gilt der Dom, eine dreißig Meter hohe Felshöhle mit hervorragender Akustik. Die Wolfsschlucht verbindet die Felsenstadt von Wekelsdorf mit dem unmittelbar anstoßenden Felsengebiet von Adersbach.
In den Jahren 1930/31 errichtete die Gemeinde das landschaftlich herrlich gelegene öffentliche Schwimmbad unterhalb des Ortsteiles Stegreifen. Die Parkanlagen des Faltisschen Schlosses standen der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Inmitten des Marktes ist die 1724 erbaute, dem hl. Laurentius geweihte Pfarrkirche.
Auf einer bewaldeten Anhöhe im Ortsteil Stegreifen steht die Mariahilf-Kirche. Diese wurde von dem Prager Arzt und Doktor der Philosophie Johann Maximilian Edler von Peytersberg durch den Baumeister Johann Gottlieb Kühn 1754 erbaut. Peytersberg und sein Diener Hiller lebten bei dem Kirchlein als Einsiedler.
Eine Schule wird erstmals 1669 erwähnt. Das im Jahr 1731 aus Holz erbaute Schulhaus erneuerte und vergrößerte man 1794 von Grund auf. Im Jahr 1834 wurde es durch ein massiv gebautes Schulgebäude ersetzt. Die neue Schule ist in den Jahren 1906/07 erbaut worden und entsprach modernen Anforderungen. Das imposante Gebäude beherbergte die gemischte Volks- und Bürgerschule, eine Gewerbliche Fortbildungsschule und nach 1920 auch eine tschechische Minderheitsschule. Die Bürgerschule erwarb sich bald einen guten Ruf. Anlässlich des 50jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers im Jahre 1908 erhielt die Schule die offizielle Bezeichnung "Kaiser-Franz-Josef I.- Regierungs-Jubiläums Volks- und Bürgerschule".
Das am Marktplatz gelegene Faltissche Schloss (Niederschloss), das dem Besitzer der Domäne Unter Wekelsdorf gehörte, wurde 1694 von Ferdinand Wenzel Schmiedel Freiherr von Schmieden erbaut. Das reiche Barockportal zeigt das Wappen des Erbauers. Ein zweites Schloss, an der Straße gegen Trautenau unweit der Kirche gelegen (Oberschloss), wurde im Jahre 1927 unter dem verdienten Bürgermeister Heinrich Purmann zusammen mit der dazugehörigen Herrschaft für die Gemeinde angekauft. Der Besitz umfasste das Wekelsdorfer Felsengebiet und einen Meierhof. Es hatte ein Gesamtausmaß von etwa 1.450 ha. Im Schloss waren unter anderem die Gemeindeverwaltung und das Forstamt untergebracht. Nach einer über dem Eingang angebrachten Inschrift wurde dieses Schloss im Jahre 1599 von dem damaligen Besitzer der Herrschaft Ober Wekelsdorf, Ritter Wenzel Bohdanetzky, erbaut. Ein Grabstein mit seinem Bild ist in der alten Totenkapelle am Friedhof eingemauert.
Seit dem Jahre 1894 befand sich in Markt Wekelsdorf ein Bezirksgericht mit dem Grundbuchamt. Vorher war der Gerichtsbezirk Wekelsdorf Teil des Politzer Bezirkes.
Im Juli 1929 fand in Markt Wekelsdorf eine vielbesuchte und großangelegte "Deutsche gewerbliche, land- und forstwirtschaftliche Ausstellung Ostböhmens" statt.
An der alten Schmiede unmittelbar beim Hotel „Astoria“ erinnert eine Tafel daran, dass in dieser Werkstatt Johann Wolfgang v. Goethe auf seiner Reise ins Riesengebirge (1790) die Pferde seines Gespannes beschlagen ließ.
Das Ehrenmal für die Gefallenen war ein Werk des Trautenauer Künstlers Schwandt. Das Denkmal ist 1945 zerstört worden.
Als Folge der Vertreibung und des Terrors 1945 hat Markt Wekelsdorf 27 Todesopfer zu beklagen.
Stegreifen
im herrlichen felsigen Mettautal gelegen, wurde gern von Sommerfrischlern aufgesucht. Der Ort soll aus ehemaligen herrschaftlichen Arbeiterhäusern entstanden sein und den Namen nach der Burg Stremen (= Stegreif), die oberhalb des Felseneinganges stand, erhalten haben. Nach dem ersten Weltkrieg entstand hier der Teil Neu-Stegreifen, das sogenannte "Prominentenviertel" von Wekelsdorf.
Buchwaldsdorf
idyllisch inmitten des Waldes an den Ufern der Mettau gelegen, hatt eine Försterei. Vorher waren hier eine Holzschleifmühle und ein Lohstampfwerk. Ein 1835 im Orte errichteter Eisenhammer wurde später aufgelassen. An ihn erinnert das Hotel "Zum Eisenhammer" vor dem Eingang zur Felsenstadt. Buchwaldsdorf ist der Geburtsort der Malerin Sidonie Springer-Staeger (1878-1937).
Neuhof
liegt etwa 2 km nordöstlich vom Markt Wekelsdorf auf einer Anhöhe. Es verdankt seine Entstehung einem kleinen herrschaftlichen Meierhofe, dem Kalbenhof, der 1730 erbaut wurde. Auf dessen Gründen errichtete man 1797 den Gemeindeteil Neuhof.
Lage
Der Ort liegt größtenteils in einem von Nord nach Süd verlaufenden Tale beiderseits des wasserarmen Krimsbaches, der am unteren Ortsende in die Mettau mündet, und zum Teil an der Mettau selbst.
In unmittelbarer Nähe der Obermühle ist eine warme Quelle, die zusammen mit jener im Quellteich von Unter Wekelsdorf den Orten die tschechische Bezeichnung Teplice eintrug.
Das beste Trinkwasser des Ortes lieferte vor Einführung der Gemeindewasserleitung die Antoniusquelle im schönen Mettautal zwischen der Ortsmitte und dem Felseneingang. Diese Quelle ist mit einer steinernen Brüstung versehen, ihr Wasser galt als radioaktiv. Der Boden im Felsengebiet und in dem diesem zugekehrten Kulturland ist sandig. Auf der Südostseite des Ortes herrscht das Rotliegende vor. Im allgemeinen kann er nur als mäßig fruchtbar bezeichnet werden. Außer Bausand und Sandstein kommen keine Bodenschätze vor.
Die Gesamtfläche von Markt Wekelsdorf betrug 1939 (die drei Gemeinden ware inzwischen zusammengelegt) 1121 ha.
Die Verkehrslage des Ortes war sehr günstig. Die Gemeinde liegt beiderseits der Bezirksstraße Braunau - Trautenau und nahe der Bahnstrecke Braunau - Chotzen. Am 22. 9. 1908 eröffnet man die Eisenbahnstrecke Wekelsdorf - Trautenau, die innerhalb der Gemeinde zwei Haltestellen aufwies, im Orte selbst und beim Eingang zur Felsenstadt.
Wirtschaft - Bevölkerung
Nach der Betriebszählung von 1939 fanden 13% der Bevölkerung Erwerb in der Land- und Forstwirtschaft, 31% in Industrie und Gewerbe, 37% in Handel, Handwerk und sonstigen Dienstleistungen und 19% als selbständige Erwerbstätige und in freien Berufen.
Der Fremdenbeherbergung dienten sechs Hotels. Davon war das Hotel „Eisenhammer“ beim Felseneingang als Ausflugsort und Touristenhotel anzusehen.
Ein beachtliches Industrieunternehmen war die Schuhfabrik Purmann. Die Flachsbrecherei und ein damit verbundener umfangreicher Flachshandel gaben dem Ort ein eigenes Gepräge, das in regsamer Betriebsamkeit seinen Ausdruck fand.
Einwohnerzahlen nach den Ergebnissen der amtlichen Volkszählungen:
Jahr | Deutsche | Tschechen | Andere | Gesamt |
1885 | 1286 | 50 | 10 | 1346 |
1900 | 1180 | 9 | 15 | 1204 |
1913 | 1300 | 16 | 13 | 1329 |
1920 | 1054 | 49 | 20 | 1123 |
1930 | 1088 | 97 | 20 | 1205 |
1939 | 1199 | |||
1961 | 898 |
Markt Wekelsdorf ist heute die Stadt Wekelsdorf und umfasst die Teile Wekelsdorf (Markt), Ober- und Unter-Wekelsdorf, Bodisch, Bischofstein, Löchau, Nieder- und Ober-Mohren, im ganzen eine Fläche von 3774 ha.
Der Markt-Wekelsdorf ist der Geburtsort von Dr. med. Franz Roser (Popper) (1818-1906), langjähriger Reichsratsabgeordneter der Landgemeinden und Arzt in Braunau. Er war zeitweise auch Mitglied des Prager Landtags.
Mehr über Wekelsdorf können Sie in dem Dorfbuch Wekelsdorf, herausgegeben vom Heimatkreis, nachlesen.
Es ist beim Heimatkreis Braunau erhältlich.
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