Starkstadt / Wapenka – Stárkov / Vápenka
Geschichte
Die Stadt Starkstadt war Sitz der Herrschaft Starkstadt. In einer Urkunde aus dem Jahre 1321 erscheint der Name "Starkinstat" und 1713 die Bezeichnung „Stadt oder Stadtl Starkstadt“. Der Ort war 1573 zur Stadt erhoben worden. Der Ortsname leitet sich von dem deutschen Personennamen Stark her.
Die letzten adeligen Besitzer des unter dem „Hohen Stein“ erbauten massiven Schlosses waren die Freiherren von Kaiserstein. Dieses Adelsgeschlecht hatte die Herrschaft 1673 erworben und bis in die zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts im Besitz.
Eine Kirche wird bereits 1321 erwähnt. Sie war der hl. Katharina geweiht. Die heutige, dem hl. Josef geweihte Pfarrkirche wurde 1656–1659 gebaut. Zum Kirchensprengel gehörten Ober Drewitsch, Wüstrei, Chliwitz, Skalka, Wlasenka und Deutsch-Matha. Bemerkenswert ist der aus 15 Statuen bestehende steinerne Kreuzweg. Er wurde 1755 von einem reichen Leinenhändler errichtet. Am Ende des Kreuzweges steht eine kleine Kapelle zu den 14 Nothelfern. Er ist im Jahr 2002 restauriert und wieder eingeweiht worden. Am Ringplatz befindet sich eine Mariensäule aus dem Jahre 1726 und vor der Kirche eine Johannesstatue aus dem Jahre 1752.
Im Jahr 1937 errichtete man eine Bürgerschule. Die Staatsfachschule für Weberei war 1880 eröffnet worden. Die Schule wurde um 1930, hauptsächlich aus nationalen Gründen, aufgelassen. Starkstadt war ferner der Sitz einer gewerblichen und einer landwirtschaftlichen Fortbildungsschule. Die Tschechen hatten bald nach dem ersten Weltkrieg eine tschechische Volksschule und später eine tschechische Bürgerschule errichtet. Nach dem ersten Weltkrieg gründete Willibald Heinzel eine Konditorei-Fachschule, die erste dieser Art in der Tschechoslowakei. Wapenka ist keine selbständige Gemeinde, sondern gehörte zu Starkstadt. Im 16. Jahrhundert wurde hier von der tschechischen Grundherrschaft ein Kalkofen angelegt, um den bald eine kleine Siedlung entstand. In der damaligen Landtafel mit den tschechischen Ortsbezeichnungen ist vermerkt „na wsy Wapenku“. Wapenka ist die Bezeichnung für "Kalkwasser", der damalige Namen wurde beibehalten.
Als Folge der Vertreibung und des Terrors 1945 hat Starkstadt acht Todesopfer zu beklagen.
Lage
Inmitten einer reizvollen, waldreichen Landschaft liegt am Zusammenfluss der Jibka und der Erlitz das Städtchen Starkstadt mit seinem viereckigen Marktplatz und den unter Denkmalschutz stehenden Holzhäusern mit Laubengängen und Holzbalkonen - ein Kleinod im Südwesten des Braunauer Ländchens. Aus kleinen Anfängen hat sich der Ort zu einem Gemeinwesen mit blühendem Handel und Gewerbe entwickelt.
Der Ort liegt 550 m ü.d.M. Seine Länge beträgt in Ost-West-Richtung etwa 1,5 km, in Nord-Süd-Richtung etwa 1,2 km. Das Ausmaß der Gemeinde betrug (mit Wapenka) 516 ha.
Die Nachbargemeinden sind Ober Drewitsch, Marschau, Deutsch Matha-Wlasenka, Skalka, Dreiborn, Unter Wernersdorf, Jibka und Wüstrei.
Die bergige Landschaft weist unterschiedliche Bodenverhältnisse auf. Die höher gelegenen Äcker sind meistens steinig. Vorherrschend sind jedoch schwere Lehmböden und in der Nähe der Bäche Humusfelder. Dementsprechend sind auch die Ernteergebnisse verschieden.
Starkstadt liegt auf Kohle, die sich von Waldenburg über Schatzlar, Radowenz und Schwadowitz bis in die Gegend von Hronov hinzieht, im Orte aber nie gewonnen wurde. Die Stollen der Schwadowitzer Gruben reichten 1945 bis unter den Kreuzweg bei der Starkstädter Kirche. An Bodenschätzen wurde lediglich bis zur Jahrhundertwende für zwei städtische Ziegeleien Lehm gewonnen.
Der Ort kann als Straßenknotenpunkt angesprochen werden:
Durch die Stadt führt die Bezirksstraße von Nachod-Hronov in Richtung Trautenau und Adersbach. Eine Bergstraße ging über den Sattel von Solowitz nach Wlasenka, Deutsch- und Böhmisch-Matha, wo sie sich einerseits nach Politz, andererseits nach Wekelsdorf gabelt. Eine Bezirksstraße verlief über Wüstrei nach Rotkosteletz.
Der Stadtteil Wapenka ist etwa 1 km lang. Das Niederdorf liegt in einer breiten Talmulde, während sich das Oberdorf gegen Dreiborn in einem schmalen Tale hinzieht und vom Verkehr wenig berührt wird.
Wirtschaft - Bevölkerung
Zu den Industriewerken gehörten die Mechanische Leinenweberei Josef Wolf und die Mechanische Weberei Dipl.-Ing. Max Hesse, jene mit 100, diese mit 60 Webstühlen.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die starke heimische Leinenweberei wie überall in Nordostböhmen infolge der ausländischen Konkurrenz und der aufkommenden Baumwollindustrie empfindlich zurückgedrängt.
Von Bedeutung waren ferner die Stadtmühle und die Hintermühle, die Brauerei und Molkereigenossenschaft GmbH, deren Kapazität 10.000 Liter Milch betrug.
Berufliche Zusammensetzung der Bevölkerung (ohne Wapenka): 29 Landwirte und Feldgärtner, 23 Bergleute, 120 Industriearbeiter, 43 Angestellte und Gehilfen sowie eine größere Zahl Handels- und Gewerbetreibende.
Einwohnerzahlen nach den Ergebnissen der amtlichen Volkszählungen (bis einschließlich 1930 ohne Wapenka):
Starkstadt
Jahr | Deutsche | Tschechen | Andere | Gesamt |
1885 | 966 | 54 | 1 | 1.021 |
1900 | 978 | 11 | 5 | 994 |
1913 | 888 | 19 | 2 | 909 |
1920 | 718 | 54 | 9 | 786 |
1930 | 655 | 106 | 7 | 768 |
1939 | 750 | |||
1961 | 752 |
Wapenka
Jahr | Deutsche | Tschechen | Andere | Gesamt |
1885 | 221 | 1 | 222 | |
1900 | 213 | 1 | 214 | |
1913 | 179 | 179 | ||
1920 | 132 | 9 | 141 | |
1930 | 122 | 2 | 124 |
Durch die Schaffung einer Reihe von Arbeitsplätzen und seine Bautätigkeit war der Fabriks- und Gutsbesitzer Josef Wolf (1882–1956) für Starkstadts wirtschaftliche Entwicklung von Bedeutung. Er baute 1910 die Mechanische Weberei in Starkstadt.
Aus Wapenka stammt der Physiker und Chemiker Dr. Johann Rusner, einst Lehrer an der höheren Gewerbeschule in Chemnitz.
Mehr über Starkstadt können Sie in dem Dorfbuch Starkstadt nachlesen.
Es ist beim Heimatkreis Braunau erhältlich.
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