Märzdorf – Martínkovice
Geschichte
Die älteste Namensform, Martini villa, weist auf Abt Martin hin, den Grundherrn zur Zeit der Gründung im 13. Jahrhundert. Um 1393 erscheint Mertensdorf und schließlich Märzdorf.
Im unteren Ortsteil erhebt sich auf einer steilen Anhöhe, dem Georgsberg, die dem hl. Georg geweihte Pfarrkirche mit dem Friedhof. Die heutige Kirche wurde 1692 - 1696 von Abt Thomas anstelle einer hölzernen, bereits 1384 als Pfarrkirche erwähnten, erbaut.
Am Westende des Dorfes führt der im Jahre 1850 errichtete steinerne Kreuzweg zu der im Jahre 1796 erbauten Mutter-Anna-Kapelle. Die ältesten Nachrichten über die Schule des Dorfes stammen aus dem Jahre 1605. Damals unterrichtete der Schulmeister Georg Han. Von 1826 bis 1865 bestanden zwei Schulen, eine Pfarrschule unweit der Kirche und eine Filialschule im Oberdorf. 1865 baute man ein neues Schulhaus; das jüngste Schulgebäude wurde 1912 seiner Bestimmung übergeben. Nach 1918 war auch eine tschechische Minderheitenklasse im Schulgebäude untergebracht.
In den Jahren 1914/15 wurde auf den Grundstücken unterhalb der Kreuzstraße und auf Stiftsgründen ein großes Kriegsgefangenenlager mit Verwaltungs- und Versorgungsgebäuden errichtet. Das Lager beherbergte zeitweise 30.000 bis 40.000 Gefangene, vorerst Serben, später auch Russen. Ein großes Denkmal erinnerte an die Verstorbenen.
Als Folge der Vertreibung und des Terrors 1945 hat Märzdorf zwei Todesopfer zu beklagen.
Lage
Am Fuße des Falkengebirges beginnend, zieht sich das Dorf in südöstlicher Richtung, 4,5 km lang, beiderseits des Baches hin bis zu dessen Mündung in die Steine. Zum Dorf gehört der einschichtige Stiftsmeierhof. Die Gesamtflächenausmaß betrug 1.417 ha. Das Niederdorf wies guten Lehmboden, der mittlere Ortsteil einen fruchtbaren sandigen Lehm und das Oberdorf zum Teil sehr leichten Sandboden auf.
Am Gebirgskamm befindet sich das schon 1672 erwähnte "Steinerne Tor", ein Naturwunder gewaltigen Ausmaßes.
Wirtschaft - Bevölkerung
Im Gebirge wurde früher ein guter Quadersandstein gebrochen. Einige Sandgruben des Oberdorfes lieferten brauchbaren Bau- und Betonsand. Nach der Berufs- und Betriebszählung des Jahres 1939 fanden die Bewohner zu 49% ihren Erwerb in Industrie und Gewerbe und zu 24% in der Land- und Forstwirtschaft; der Rest verteilte sich auf andere Berufe. Der weitaus größte Teil der Industriearbeiterschaft war im Ort in der Mechanischen Weberei, ehemals Fa. Moritz Schur, nachmals Josef Schmidt beschäftigt.
Einwohnerzahlen nach den Ergebnissen der amtlichen Volkszählungen:
Jahr | Deutsche | Tschechen | Andere | Gesamt |
1885 | 1.445 | 11 | 1.456 | |
1900 | 1.568 | 69 | 4 | 1.641 |
1913 | 1.783 | 4 | 10 | 1.797 |
1920 | 1.500 | 88 | 9 | 1.597 |
1930 | 1.517 | 93 | 18 | 1.628 |
1939 | 1.456 | |||
1961 | 787 |
Aus Märzdorf stammt Josef Weißer (1850-1924), Senatspräsident beim Obersten Gerichts- und Kassationshof in Wien.
Mehr über Märzdorf können Sie in dem Dorfbuch "Märzdorf" nachlesen.
Es ist beim Heimatkreis Braunau erhältlich.
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